Computertechnik
Kommunikation

Computertechnik: Zwischen Anwendung und Lifestyle

Die Älteren von uns haben es noch in der Schule gelernt: Ein Computer besteht im Wesentlichen aus Elementen für die Eingabe, aus Ausgabegeräten und aus der Recheneinheit, die beide Komponenten miteinander verbindet. Bereits mit Einführung der grafischen Benutzeroberflächen, die bereits in den 1980er Jahren verfügbar waren, schien diese starre Aufteilung eines Computers ins Wanken zu geraten. Mit dem Mausklick auf aktive Elemente wurde die Ausgabe auch zum virtuellen Eingabeelement.

So mancher Computerexperte der ersten Generation wünscht sich heute die Zeit zurück, als der Rechner noch ein Gerät war, das einem schlichtweg jene Daten errechnete, die man benötigte. Die Betriebssysteme heutiger Tage sind vor allem so konzipiert, dass auch der Anwender mit wenigen Computerkenntnissen die Bedienung beherrscht und nach Funktionen für eine Bedienbarkeit des Systems jenseits der grafischen Benutzeroberfläche muss man immer länger suchen. Falls solche überhaupt noch vorgesehen sind. In der Frühzeit der Computer war es selbstverständlich, dass zum Rechner auch eine Programmiersprache mitgeliefert worden war, heute geben die Computer so wenig wie möglich zu erkennen, dass es sich um eine Rechenmaschine handelt.

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Mit den Lifestyle-Computern können heute auch Zielgruppen erreicht werden, denen ein elektronischer Rechner bisher aus Mangel von Alltagsanwendungen verschlossen blieb. Ein Tablet-PC sieht auch schön aus, wenn man ihn gelegentlich aus der Tasche holt und auf den Tisch legt, selbst dann, wenn man keinen Nutzen dafür findet. Der Computer für Nichtnutzer von Computern wurde geschaffen. Der Computer von heute versteht sich als Modeprodukt und nicht mehr als technische Errungenschaft. Die Testberichte neuer Betriebssysteme setzen sich meist mit dem Design und der Anordnung der Buttons auseinander, einem Bericht von der Modeschau nicht unähnlich. Kleine Bugs in den Betriebssystemen, die von Generation zu Generation weiter getragen werden, scheinen in diesem Kontext nicht mehr relevant zu sein, wichtiger ist es, dass die Fenster der grafischen Benutzeroberfläche transparent über anderen Elementen liegen und die Ein- und Ausblendung derselben an die Präsentationen moderner Nachrichtensendungen im Fernsehen erinnern. Die Usability von Table-PCs und Smartphones hat ihre Grenzen und wer wirklich schon einmal versucht hat, mit virtuellen Tastaturen einen längeren Text zu erstellen, der wird sich an die Folientastaturen mancher Computer der frühen 1980er Jahre zurück versetzt fühlen. Dem Versprechen der Werbung, nunmehr an jedem Ort der Welt mobil das Internet erreichen zu können folgt häufig einer Ernücherung, wenn man nur den Zeitaufwand für das korrekte Ein- und Auszoomen einer Website berücksichtigt, um Internetinhalte auf den kleinen Displays der Lifestyle-Computer einigermaßen zweckmäßig angezeigt zu bekommen. Meist wird schon die Eingabe einer längeren URL zur Qual.

Bei der Telekommunikation hat sich der Wandel von der reinen Anwendung zum Lifesytyle-Produkt schon länger vollzogen. Erst war das besonders kleine Handy ein Zeichen der Innovation, später zeigte sich die mobile Kommunikation wieder im großen Format als ein Symbol neuer Funktionsvielfalt. Ein modernes Handy kann alles, aber nichts richtig und so ist das Videobild einer Videokamera immer noch viel hochwertiger als jenes eines mobilen Telefons und auch der GPS-Empfang der Multigeräte kann nicht mit den spezialisierten Navigationsgeräten für das Auto mithalten.

Menschen, die den Kauf technischer Geräte stets mit der tatsächlich benötigten Anwendung abstimmen, werden heute bisweilen schon belächelt und es gehört eine gewisse Portion an Selbstbewusstsein dazu, sich in der Öffentlichkeit mit altem Betriebssystem oder einem Handy der drittletzten Generation zu präsentieren, wenn der Nutzen keinen Neukauf gebietet. Manchmal kann es sogar von Nutzen sein, ein altes System so lange auszureizen wie es geht: Oft kann neue Software auf der nächsten Generation eines Betriebssystems nicht mehr genutzt werden und wer wirklich mit Computern und anderen Medien zu arbeiten weiß, dem ist bewusst, wie wichtig es ist, sich auf die Routine von Abläufen und Programmfunktionen verlassen zu können und dass die stete Neuinstalltion vermeintlich verbesserter Programme und Systeme kaum jemals zur routinierten Profianwendung führen kann.

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